Donnerstag, 4. Februar 2010

Abschied von New York

New York, concrete jungle where dreams are made of
There's nothing you can't do
Now you're in New York
These streets will make you feel brand new
Big lights will inspire you

(http://www.youtube.com/watch?v=0UjsXo9l6I8&feature=related)

Meine Tage in NYC sind gezählt. Es war eine tolle Zeit, wahrscheinlich eine der aufregendsten, tollsten und glücklichsten bisher. Die Stadt, die Leute, die Arbeit - alles hat zusammengepasst, was mir den Abschied sehr schwer macht. Ein paar Tränen habe ich gestern schon vergossen, als ich mich von meinen Kollegen und meinen beiden Mädels hier (Anne und Tina) verabschieden musste. Aber: Man soll ja immer gehen, wenn es am schönsten ist...
Was ich hier besonders vermissen werde ist das Multikulti-Zusammenleben, die Mischung aus Ghetto-Kids, Yuppies, Latinos, Chinesen, Frauen in Pelzmantel und Touris in der Subway, das großartige ethnische Essen, den schlechten Kaffe von den Bagelständen, das Leben auf den Straßen, die Lichter, die Sirenen und die Offenheit dieser Stadt, die einen einfach aufnimmt, ohne lange zu fragen wo man herkommt und in der man sich gleich zu Hause fühlen kann.

Gleich werde ich noch einmal durchs East Village streifen, einen (guten) Kaffee trinken und meine letzten Stunden genießen, bevor ich mein Gepäck (viel zu voll und viel zu schwer) die 6 Stockwerke nach unten schaffen muss.

Vielen Dank fürs Lesen! Wer weiß, von wo ich das nächste Mal einen Blog starte :-)

Dienstag, 26. Januar 2010

Final Countdown

Meine Zeit hier neigt sich ihrem unvermeidlichen Ende zu. So langsam werde ich schon richtig wehmütig. Die Stadt ist einfach sooooo toll, ich habe nette Leute kennen gelernt und somit mal wieder eine fantastische Auslandserfahrung gemacht.

Nachdem das Jahr für mich sehr ruhig angefangen hat (ich habe Silvester hier ganz gemütlich mit meiner Vermieterin und ihren Freundinnen gefeiert), ging der Alltag nach ein paar freien Tagen schnell wieder los, so wie im letzten Jahr.
Tagsüber Büro, abends ab und zu ausgehen, zum Essen mit Anne oder Tina und am Wochenede ausruhen und das Nachtleben genießen. Highlights waren die Oper, Hoffmanns Erzählungen mit Anna Netrebko, ein Treffen mit einer Freundin aus Dänemark, die hier kurz zwischen Elfenbeinküste und Aalborg einen Stop eingelegt hat und Tinas Geburtstag in der Loreley. Wie der Name vermuten lässt eine deutsche Kneipe hier bei mir um die Ecke, in der es Gaffel und Reissdorf gibt und ein Bild der Kölner Skyline an der Wand prangt - auch mal was anderes. Super war auch der Restaurantbesuch bei einem Inder mit meinem neuen Mitbewohner Fabian. Das Bild spricht für sich...



Dann wurde mein angenehmes Leben hier leider durch ein Uniprojekt unterbrochen, welches mich 2 Wochen beschäftigen sollte. Pfui ihhh bahh. Aber Dank einiger Vorarbeit und der Möglichkeit auch auf der Arbeit viel zu schreiben, konnte ich trotzdem den Neujahrsempfang des DAAD genießen, weiterhin meine Mädels abends treffen und hab es sogar nochmal in die Oper geschafft (Stiffelio von Verdi - nie gehört, aber war toll).

Am 23. war dann eine Party oben im German House Restaurant für einen von den Polizisten, die unten im Eingangsbereich sitzen und uns beschützen ;-) Ich habe Anne und Tina mitgeschleppt und wir waren vorher erstmal schön was essen. Auf der Party ging es dann doch ganz schön wild zu. So ein bisschen wie auf einer Oberstufenparty. Jedenfalls sehr amüsant. Und es wurde mir mal wieder bewusst wie verdammt klein die Welt ist. Ich habe nämlich jemanden wiedergetreoffen, mit dem ich in Mexiko unterwegs war...ein Daniel mit dem meine Freundin Andrea und ich damals (2007) nach Acapulco gefahren sind. Und jetzt hier. Er meinte dann auch, dass man sich ja immer zweimal im Leben sieht.

Meine letzte Woche hat ganz ruhig angefangen, aber wer weiß, was sie noch bringt. Die Uniaufgabe ist abgeschickt und ich bin frei. Freitag geht es nach Boston, wo ich am Samstag die Hessen Unis an einem Stand auf der European Career Fair vertrete. Vorher brauche ich definitiv noch eine kleine Einführung, denn mehr als Frankfurt, Darmstadt und Kassel fällt mir in Hessen grad nicht ein ...

Montag, 28. Dezember 2009

Canada

Wieder in New York, Wäsche gewaschen und Rucksack verstaut. Kanada war super. Janina hat mich am Busbahnhof abgeholt und dann haben wir erstmal gemütlich gefrühstückt. Für alle, die Janina nicht kennen: wir kennen uns schon seit unseren Anfängen beim Blockflötespielen und jetzt ist sie für ein Jahr in Ottawa bei Aaron, ihrem Freund. Gestärkt ging es zur Stadterkundung. Es war so eisekalt, dass beim Ausatmen die Minitröpfchen im Schal sofort einfroren. Sowas habe ich vorher wirklich noch nie erlebt. Trotzdem sind wir tapfer durch Ottawa gestapft und Janina hat mir alles gezeigt, was sehenswert ist. Eine sehr niedliche Stadt, auch wenn man nicht wirklich das Gefühl hat, in der Hauptstadt zu sein. Mittwoch ging die Erkundungstour weiter: ins Einkaufszentrum ;-) Sehr wichtig. Aber wir haben auch was für die Kultur getan und sind nachmittags ins Museum und haben uns über die Geschichte Kanadas informiert. Da dies nicht mein erster Trip in dieses überaus sympathische und wunderschöne Land war, konnte ich mich noch an einige Details wie die Hudson Bay Company und den Handel mit Fellen erinnern. Abends haben wir es uns dann mit einer Flasche Martini gemütlich gemacht und lecker gekocht.
Am 24. war Aktivprogramm angesagt: cross-country skiing. Nach anfängliches Schwierigkeiten mit der Technik ("Boah, Janina, warum ist das so anstrengend?" - "Du musst auf die Zehenspitzen gehen, das hab ich so im Fernsehen gesehen.") ging es eine Runde um einen zugefrorenen See. Die Jungs beim Skierverleih hatten wahrscheinlich wirklich schon Angst, wir würden es nicht mehr vor dem Schließen schaffen.
Ein bisschen kaputt kamen wir wieder in der Wohnung an und weil wir nicht mehr abwarten wollten, gab es Bescherung. An dieser Stelle ein großes Danke für all die schönen Geschenke, Karten und lieben Grüße! Das absolut beste Geschenk hat Janina von Aaron bekommen. Wir konnten es kaum glauben, aber ihre Füße passen tatsächlich in die minikleinen, schweinchenpinken Thermosocken.
Abends waren wir netterweise bei einer Kollegin von Aaron, die traditionell Fajitas macht und verwaiste Freunde dazu einlädt. Ein sehr lustiger Abend. So richtige Weihnachtsstimmung wollte allerdings nicht aufkommen, was nicht so schlimm war, denn sonst hätte ich vielleicht doch nur Heimweh bekommen.
Am ersten Weihnachtstag nahmen wir den Bus nach Montreal. Diese Stadt hat einen fantastischen französischen Flair. Sehr europäisch. Wahrscheinlich hat es mir deshalb so gut dort gefallen. Wir sind durch die Altstadt gewandert haben in einem Diner gegessen und abends im Kino "It's complicated" geguckt. Ein sehr lustiger und schöner Film.
Am 26. war Boxing Day. Laut Wikipedia gibt es mehrere Erklärungen für den Ursprung dieses Namens: Geschenke in Boxen, Schachteln, um einen Jahresbonus abzuholen, oder die Sammelboxen in der Kirche. Ich glaube allerdings, dass 'Boxing' steht für die Ellbogenchecks, die man sich beim Einkaufen fängt, denn in Kanada haben alle Geschäfte an diesem Tag tolle abattangebote. Abends waren wir noch schön in einem "Bring Your Own Bottle-Restaurant" gegessen. Statt einer Bottle hatten wir allerdings 3 dabei.
Sonntag sind wir noch durch den tiefen Schnee auf einen Hügel gestapft, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen ;-)


Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Bitte erwartet keine Berichte über aufregende Silvesterfeiern, denn ich werde den Abend wohl eher ruhig verbringen. Euch allen jedenfalls einen schönen Jahresabschluss und ein wundervolles, erfolgreiches, aufregendes und vor allem glückliches 2010!

Sonntag, 20. Dezember 2009

Merry Christmas

Meine Lieben,
morgen mache ich mich auf meine 12-stündige Busfahrt in den hohen Norden nach Kanada, wo ich Janina und Aaron besuche. Ich freue mich schon riesig und mein Rucksack ist gepackt. Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest!
Merry Christmas and Happy Holidays!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Christmas Spectacular

"Von drauß‘ vom Walde komm ich her. Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr…“ Was Knecht Ruprecht da über glitzernde Tannenspitzen berichtet klingt ja alles ganz schön und romantisch, aber dies entspricht leider nicht der New Yorker Realität. Größer, glitzeriger und aufwendiger heißt hier das Motto, unter dem Schaufenster an der 5th Avenue dekoriert sind und das gesamte Kaufhaus Saks erstrahlt im Glanz blitzender Riesenschneeflocken, die dann und wann sogar Musik machen.





Am 2. Dezember wurde feierlich der Weihnachtsbaum am Rockefeller Center erleuchtet, mit 70.000 Zuschauern, die sich trotz Regen dort zusammenquetschten. Ich gehörte glücklicherweise nicht dazu, denn ich wäre enttäuscht gewesen. Einen Tag später bin ich auf meinem Weg zu Annes Büro an der 5th Avenue dran vorbeigelaufen und so einen hässlichen Baum muss man erst mal schmücken. Er verbraucht wahrscheinlich pro Tag so viel Energie, wie ganz Dormagen in einer Woche. Aber mich hatte ja auch schon der National Christmas Tree in Washington schockiert. Meine Hoffnung, dass der in NY geschmackvoller sein würde, haben sich leider nicht bestätigt. Schade.

Wir haben uns ein schönes vorweihnachtliches Programm zusammengestellt. Am 3.12. waren wir im Nussknacker. http://www.nycballet.com/company/viewing.html

Mein persönliches Highlight. Klar, ist ja auch Ballett. Eine ganz klassische Aufführung, sehr amerikanisch, aber toll getanzt. Als am Ende Klara und der Nussknackerprinz in einem Schlitten über die Bühne flogen, ging es mir dann doch zu weit, aber die Amis brauchen das. Je mehr Kitsch, desto besser.

Wieder einmal wurde einem allerdings schmerzlich bewusst, dass die Amerikaner keine Theaterkultur haben. Hinter uns wurde mit Süßigkeitentüten geraschelt und als dann eine Cola Dose aufgemacht wurde (Plop, Zisch), ist mir beinahe der Kragen geplatzt. Es gibt auch nie mehr als einen Vorhang. Zack, Licht an und alles stürmt raus. Und laut sind sie die Amis. Und das nicht nur beim Ballett, auch im Musical, in der Oper und der Philharmonie. Furchtbare Unsitten.

Am Nikolauswochenende war dann Imke aus Washington hier zu Besuch. Wir waren Samstag abends schön aus, haben Sonntag mit EX-und gegenwärtigen Bewohner der Eldridge Street Wohnung gebruncht und sind dann bei schönem kalten Wetter durch ganz Downtown marschiert, denn jeder der Imke kennt, weiß, dass sie extrem gut zu Fuß ist, was mir dann Sonntagabend ein wenig Muskelkater bescherte. Es war jedenfalls ganz toll, dass sie hier war.


Gestern dann „Christmas Spectacular“: die Show der Superlative in der Radio City Music Hall. Mann, Mann, Mann. http://www.radiocitychristmas.com/newyork/videos-bring-everyone.html

Die Rockettes tanzten einige Nummern, alles zum Thema Weihnachten und ein Santa Claus führte durch die Show. Alles begann mit einer virtuellen Reise (mit 3D-Brille!!!) vom Nordpol bis nach NY. Dann wurde der Nussknacker verhunzt, die Rockettes hüpften als Weihnachtsmänner über die Bühne, fuhren im Bus durch New York, mit Feuerwerk a

m Times Square, Eistänzer drehten sich auch 3x2 Metern Eisfläche und am Ende schwangen noch mal alle 36 Damen in Glitzeroutfits zu „Joy to the World“ gleichzeitig ihre Beine. Sehr nett war auch die Einführung, dass Santas Lieblingsspielzeug die Spielzeugsoldaten sind – Klar, der ist ja auch Amerikaner! Allerdings war ich von der Choreographie dann doch positiv beeindruckt. Den Höhepunkt gab es zum Schluss, vor den Glitzeroutfits: die biblische Weihnachtsgeschichte, die Heiligen Drei Könige ziehen zur Krippe (sehr bescheiden natürlich) und führen dabei 3 ECHTE Dromedare, Schafe und einen Esel quer über die Bühne. Ein Grund für jeden Tierschützer auf die Barrikaden zu steigen. Ich war einfach nur sprachlos…diese Weihnachtseinstimmung werde ich so schnell nicht vergessen und plane jetzt doch nicht mit dem Bus, sondern dem Rentierschlitten in einem Glitzerkleid ganz bescheiden bei Janina in Kanada vorzufahren ;-)


Freitag, 27. November 2009

Amerika in seiner ganzen Pracht

Washington D.C., die Hauptstadt des mächtigsten Landes der Erde: da erwartet man Einiges. Wir kamen gegen Mittag mit dem Bus aus NYC an und sind erst mal zu unserem Hotel gelaufen, um die Rucksäcke loszuwerden und – nix los. Die Straßen wie ausgestorben. Wir wollten einen Kaffee zum Wachwerden trinken, aber alles dicht. Erst weiter Richtung Mall (Grünstreifen) und Weißes Haus wurden die Straßen belebter. Das Weiße Haus ist schon ganz nett anzuschauen, aber im Vergleich zu all den Prachtbauten drumherum doch etwas mickrig. Wir haben dann natürlich die obligatorischen Fotos gemacht und sind dann weiter Richtung Washington Monument, diesem riesigen Obelisken. Was die Stadt auszeichnet ist, dass es tatsächlich kein höheres Gebäude gibt als das Capitol, wodurch dieses und das Washington Monument tatsächlich hervorstechen. Anschließend sind durch den leergepumpten künstlichen See zum Lincoln Memorial gewandert. Dabei hatten wir uns schon ausgemalt, wie Forrest Gump „Jenny, Jenny“-rufend durchs Wasser zu hüpfen. Lincoln ist tatsächlich riesig dargestellt. Meine Mama hatte mir vorher noch gesagt, dass sich der Künstler am Hinterkopf der Statue selbst verewigt hat, aber wir standen wohl auf der falschen Seite und haben es nicht gesehen. Vorbei am Korean War Memorial, welches wirklich künstlerisch eindrucksvoll ist, sind wir dann zur Museumsmeile bis zum Capitol marschiert mit einem Abstecher ins Air and Space Museum. Hier kann man eingeschweißte M&Ms begutachten, die die Astronauten mit auf ihre Flüge genommen haben und einen Blick ins Cockpit einer Boeing werfen.



Ich hatte schon vorher Imke, eine ehemalige Tutorin von mir aus Osnabrück, kontaktiert und sie um Ausgeh- und Essens-Tipps gebeten und so haben wir sie abends bei einem Italiener getroffen, wo es richtig gute Pizza gab. Es war einfach total lustig, sie wiederzusehen, nach so langer Zeit und dann auch noch in Washington, Miles away von Osnabrück. Über Imke bin ich auch an mein Zimmer hier in New York gekommen und vielleicht kommt sie bald mal vorbei.

Am nächsten Morgen haben wir sie dann glatt beim Kaffeeholen wiedergetroffen, bevor wir uns mit der U-Bahn nach Arlington aufgemacht haben. Dieser große Militärfriedhof liegt schon in Virginia, eigentlich nur einmal übers Wasser und beherbergt unglaublich viele Soldatengräber und ist die Ruhestätte der Kennedys. Man kennt vielleicht die Reihen weißer Grabsteine, die sich über Kilometer hinzuziehen scheinen. Jeden Tag werden hier noch 27 Veteranen bestattet. Am Grab des unbekannten Soldaten mussten wir dann doch stutzen. Hier kamen wieder einmal all der amerikanische Patriotismus und die Liebe zum Pathetischen zum Ausdruck: Zwei Soldaten marschierten auf und ab und ein paar Mädels durften den blau-rot-weißen Kranz niederlegen. Dann wurde noch ein bisschen trompetet und wieder abmarschiert. Als ich mich so umguckte, musste ich feststellen, dass die Amis um mich rum alle die Hand aufs Herz gelegt hatten. Das ging mir dann doch zu weit. Gut, wir Deutschen sind nun nicht unbedingt für unseren Nationalstolz oder unsere Vaterlandsliebe bekannt - aus bekannten Gründen. Vielleicht sind wir da auch ein wenig zu vorsichtig. Aber lieber so, als so wie hier. Und dann war natürlich auch immer alles nur im Sinne der Freiheit. Krieg für Frieden und Freiheit. Hah, dass ich nicht lache. Richtig den Hals vor Wut zugeschnürt hat mir dann das Museum of American History. Auch wieder jede Menge Krieg für den guten Zweck, aber sowas wie Hiroshima wurde dann mal unter den Tisch gekehrt. Die furchtbare Oberflächlichkeit gepaart mit banalem Nationalismus fand ich dann doch erschreckend.

Vor unserer Abfahrt haben wir dann bei Vapiano gegessen, was einige von euch ja vielleicht aus Düsseldorf, Köln oder Berlin kennen. Und ja tatsächlich, es ist ein deutsches Franchising Unternehmen, das nächstes Jahr seine erste Filiale am Times Square eröffnet.

Insgesamt war es ein toller Ausflug und wir waren auch wirklich eine sehr nette Mädelstruppe.

Zwischendurch hatte ich noch Stress mit der Bank. Ich bin nämlich eins der Kreditkartenbetrugsopfer. Nach einigem Kuddelmuddel mit meiner Bank und großem Stress bekomme ich nun eine neue Karte. Ich habe nämlich definitiv keine Flüge bei Airarabia gebucht, keine Abbuchungen in omanischer oder norwegischer Währung getätigt und auch keine 800 Euro Bestellungen bei irgendwelchen Versandhäusern in Auftrag gegeben… Naja. Aber da sieht man mal, wie sehr man hier auf Kreditkarten als Zahlungsmittel angewiesen ist. Sogar meine 1,59 $ Milch im Supermarkt habe ich hier für gewöhnlich mit der VISA bezahlt.

Am 26. November war Thanksgiving. Das Fest an dem die Siedler gemeinsam mit den Indianern die Ernte feierten. Welch eine Ironie, wenn man bedenkt, dass diese kurze Zeit später völlig ausgebeutet in kleinen Reservaten leben mussten und sicher keine Ernte mehr feiern konnten. Naja, jedenfalls kommt der Feiertag hier Weihnachten gleich. Alle Leute fahren zu ihren Familien und es gibt den traditionellen Truthahn. Morgens habe ich mir mit Anne die Parade angeschaut mit all den bunten Wagen und Floats, riesigen aufgeblasenen Figuren, die die 7th Avenue bis zu Macy’s runtergefahren werden. Neben Kermit dem Frosch gab es noch Buzz Lightyear, Spiderman, Hello Kitty, Ronald MacDonald und vieles mehr. Leider konnten wir tatsächlich auch nur die Floats sehen, denn die Menschenmassen an der 72. Straße versperrten komplett die Sicht auf die Wagen.

Nachmittags war ich bei meiner Kollegin Solveig zum Essen eingeladen. Das war total nett. Es gab den traditionellen Turkey mit Cranberry-Sauce und jede Menge leckere Beilagen für mich. Die Runde war sehr nett, sehr international und die Gespräche reichten von Neuheiten im Kino bis zu wie man sich vorstellt alt zu werden. Völlig abgefüllt habe ich mich am nächsten Tag zur Arbeit gequält und aber noch den super Sale mitgenommen, denn am Black Friday geht hier der große Ausverkauf los. Schnäppchenjäger aufgepasst!




Gerade habe ich wieder einmal deutsche Nachrichten gehört und im Hinblick auf die Klimakonferenz ging es um den Umweltsünder China, nach den USA der größte CO2 Produzent. Hierzu einige Insider Infos aus dem amerikanischen Alltag: Recycelt wird anscheinend nur in New York und auch längst in dieser Stadt überall; ich könnte mir vorstellen, dass allein Pappkaffeebecher einen enormen Anteil des New Yorker Mülls ausmachen; Heizungen funktionieren hier nicht so schön mit Thermostat, meist wird einem heißer Wind über die Klimaanlage entgegen gepustet und wenn es dann zu warm ist, was macht man? Richtig! Fenster auf! Dafür sind die Busse dauerhaft unterkühlt und man bekommt ständig kalte Ohren und in den U-Bahnschachten steht die Luft; die Autos: Kleinwagen?! Fehlanzeige; und wer muss schon das Licht oder den Computer ausmachen, wenn man das Büro verlässt…und das sind nur die Kleinigkeiten des Alltags. Wenn es hier schon so bestellt ist, dann kann man sich ja vorstellen, mit welcher Umsicht die Industrie hier wohl so produziert.

Oh Mann, ich höre mich schon ein bisschen so an, als fände ich hier alles ganz schrecklich und würde an der amerikanischen Unkultur verzweifeln. Aber so arg ist es nicht. Sicherlich betrachte ich hier einiges aus einem typisch deutschen oder europäischem Blickwinkel, der überall etwas zum kritisieren findet. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass es auch hier schöne Dinge, faszinierende Orte und nette Menschen gibt.

Mittwoch, 18. November 2009

herbstliches New York

Und wieder ist viel Wasser den Hudson hinunter geflossen seit ich das letzte Mal berichtet habe.

Der Herbst hat in New York City Einzug gehalten und die prachtvollen Farben im Prospect und Central Park sind einen Spaziergang wert. Wobei hier kurz erklärt sei, dass „Indian Summer“ keineswegs bedeutet, dass alles schön bunt wird, sondern dass es lange im Herbst noch richtig warm ist. Letzten Sonntag war es tatsächlich so warm, dass ich meine Jacke ausziehen musste und einige mutige New Yorker im T-Shirt durch Soho spazierten.

Am ersten Novemberwochenende war ich bei einem Football-Spiel. Einfach amerikanisch! Die Columbia University spielte gegen Harvard – ein Ivy League Spiel in der College League, alles live im TV, mit Maskottchen, Cheerleadern und Marching Bands. Vom Spiel habe ich nicht wirklich viel verstanden. 11 Kerle pro Mannschaft, die gegeneinander rennen und versuchen dieses eiförmige Ding, das sie Ball nennen immer 10 Yards in die gegnerische Hälfte zu drängen. Irgendwann macht dann einer einen Touchdown und darf dann noch durch diese merkwürdigen Tore schießen. Das alles weiß ich auch nur, weil ich meinen Mitbewohner Jan dabei hatte, der sich vorher durch intensives Verfolgen von Football-Spielen im Fernsehen schlau gemacht hatte. Eigentlich fand ich es viel spannender die Cheerleader bei ihren verzweifelten Versuchen zu beobachten, die Zuschauer zum Jubeln zu bringen. Dies war vergeblich, denn schon nach 10 Minuten führte Harvard 14:0. Ähnlich beschämend ging es weiter. Sogar Harvards Marching Band war eindeutig besser, sofern man bei diesem Getröte überhaupt von ‚gut‘ sprechen kann. Es war jedenfalls ein sehr unterhaltsamer Tag.

In der Woche danach habe ich wenig gemacht. Langsam wird es stressig. Ich glaube wir haben 600 Bewerbungen, von Amerikanern und Kanadiern, die alle gern nach Deutschland wollen und deren Bewerbungen alle sortiert und auf ihre Vollständigkeit überprüft werden sollen. Keine besonders geistig fordernde Aufgabe, aber eben viel zu tun. Kleines aufregendes Highlight zwischendurch: Im Konsulat tauchten kleine Tütchen mit weißem Pulver auf, woraufhin das Restaurant schließen musste und Polizei und FBI durchs Haus liefen. War aber am Ende alles harmlos.

Abends war ich mal wieder mit Tina in der Philharmonie. Die erste Hälfte war sehr nett – Mozart und Beethoven, aber die 2. Hälfte war dann doch eher – naja – ‚schwierig‘. Die Vertonung einiger Gedichte, die auch der amerikanische Star-Bariton und die schwedische Sopranistin nicht mehr retten konnten. Viele Leute sind dann auch einfach gegangen. Das finde ich allerdings unhöflich. Die armen Künstler können ja nix dafür, was da ausgewählt wird und der Komponist so verzapft hat. Sonntagabend dann das Kontrastprogramm: Chicago, das Musical. Viele leicht bekleidete Damen hüpfen zur mitreißenden Musik über die Bühne. Die Sänger waren aber auch toll – „all that jazz“ eben. http://www.youtube.com/watch?v=3x7ognhwbhM


Was gab es noch? Achja! Das letzte Wochenende. Am Freitag war ich in der wunderschönen New York Public Library am Bryant Park, um nach Literatur für das unvermeidliche Internship Assignment zu suchen. Wir müssen, ungerechterweise, während wir auch noch arbeiten, im Januar auf 20 Seiten eine Frage zu einem praktikumsrelevanten Thema bearbeiten, mit Theorie und allem. Pfui! Erstens habe ich eigentlich keine Zeit, zweitens keine Lust, und drittens noch keine Idee, worum es da gehen soll. Egal, die Bücherei ist toll, ich habe jetzt einen Ausweis und werde sicher noch einige Stunden dort vor dem Kopierer verbringen.

Nach meinem Abstecher in die Bücherwelten fuhr ich zu meiner Kollegin Brid und ihrer kleinen Tochter nach Brooklyn raus zum Babysitten. Die kleine Maus ist aber auch süß. Und ganz brav war sie auch. Da macht sich meine Babysiterfahrung dann doch bezahlt. Als Brid dann nach Hause kam haben wir noch ein mexikanisches Bierchen getrunken (@Andrea: Negro Modelo, da wurden Erinnerungen wach…).

Am Samstag war ich dann mit Anne verabredet, die auch mit in Boston war, zum Planen unserer nächsten kleinen Reise. Am Wochenende geht es nach Washington, D.C. Begeistert über den günstigen Hotelpreis, den wir gefunden haben, sind wir aus Harlem, wo Anne wohnt zum Kuchenessen den Broadway runter spaziert. Gestärkt mit Cherrypie sind wir dann spazier und spaziert und waren auf einmal 70 Blocks gelaufen. Das passte ganz gut, denn ich hatte von meiner Vermieterin eine Einladung „Members Only“ ins MOMA. So haben wir uns die Seerosen von Monet und die modernen Maler noch einmal angeschaut und natürlich all die Leute, die zum Sehen und Gesehenwerden da waren – und das war wohl die Mehrheit. Hungrig nach dem Anblick von Kunst und Designeroutfits, sind wir dann beim Thailänder gelandet und danach noch auf einen Cocktail versackt.

Zwecks weiterer Kopien, war ich Sonntag erneut in der Bücherei. Als ich grad wieder daheim war, rief Amra an ,eine ganz nette Kollegin, die grad bei mir in der Nähe war, ob ich nicht Lust auf Kino hätte: Antichrist. Ja klar, ich also zum Kino geeilt. Meine Güte ist das ein Film. Man ist von Lars von Trier ja einiges gewohnt und nun, da ich die Dänen kenne, sollte mich nichts mehr schocken, aber der Film macht einen wirklich sprachlos. Großartig gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Defoe, aber mir war nie ganz klar worum es jetzt eigentlich ging. Zwischendurch waren die Bilder so brutal und drastisch, dass ich nicht hingucken konnte. Amra war ebenfalls leicht schockiert. Ich habe dann am Abend nach Interpretationen gesucht, aber anscheinend wussten auch die Herrschaften in Cannes wenig mit dem Film anzufangen. Er scheint zu polarisieren. Entweder man findet ihn gaaaaanz toll, oder aber furchtbar schrecklich. Ich kann mich noch nicht ganz entscheiden. Diesen Trailer nur mit ganz starken Nerven angucken! Ehrlich! Und dabei ist er harmlos gegen den Film: http://www.youtube.com/watch?v=-OGnqYMe3UQ

Diese Woche heißt es wieder: Bewerbungen, Bewerbungen, Bewerbungen, nebenbei ein bisschen Bücher studieren und Themenfindung und am Freitag nochmal Babysitten bevor es am Samstag in die Hauptstadt geht. Ich freu mich schon und bin gespannt!